Jahresbericht Swiss Surgical Teams 2019

Die Mitglieder der Swiss Surgical Teams sind der langfristigen, medizinischen Entwicklungshilfe verpflichtet. Die SST bestehen aus erfahrenen Ärztinnen und Ärzten verschiedener operativer Disziplinen, Anästhesistinnen und Anästhesisten, Operationspersonal und weiteren Spezialisten aus dem Spitalumfeld wie Medizintechniker und Informatiker. Sie leisten unentgeltliche Einsätze in öffentlichen Kliniken verschiedener Entwicklungsländer, zurzeit in Tansania, im Südpazifik und in Tadschikistan. Dort beurteilen sie Patienten, halten Sprechstunden ab und operieren zusammen mit den lokalen Kolleginnen und Kollegen. Sie vermitteln ihr Know-how praktisch und theoretisch an Ärzte und Pflegepersonal. Die Mitglieder der SST bringen bei ihren Einsätzen auch medizinisches Material wie chirurgische Instrumente, Verbrauchsmaterial und weitere medizinische Hilfsgüter in die Partnerspitäler mit. Sie versuchen dabei soweit als möglich die Verwendung von Einwegmaterial zu vermeiden, da in vielen Spitälern, in denen sie tätig sind, die Abfallentsorgung problematisch ist.

Die Leitung der SST misst der Bereitschaft ihrer Mitglieder zu mehrjähriger Mitarbeit grosses Gewicht bei. Sowohl Geschäftsleitung als auch Präsidium arbeiten unentgeltlich. Zudem bestehen bei den Mitgliedern beider Gremien keine Interessenbindungen bei anderen Organisationen oder NGO’s, ausser zur Stiftung Swiss Surgical Teams. Drei Mitglieder des Vereins sind gleichzeitig auch Mitglied dieses Stiftungsrates. Mit Unterstützung der Schweizerischen Gesellschaft für Chirurgie bieten die SST zudem jungen Ärzten aus der Schweiz die Gelegenheit, medizinische und kulturelle Erfahrungen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu gewinnen.

Die 1998 gegründeten „Swiss Surgical Teams“ (SST) waren ursprünglich eine Gruppe von Chirurgen und Anästhesisten, die sich initial ausschliesslich in der Mongolei engagierten. Mit ihren Einsätzen ist es ihnen dank dem langjährigen Engagement gelungen, das Niveau der medizinischen Versorgung in diesem riesigen Land nachhaltig zu verbessern. Mit den Jahren hat sich die Organisation fortlaufend vergrössert und erweitert, um möglichst breit das gesamte Spektrum der perioperativen Behandlung abzudecken. Unverändert bis heute steht aber der Know-How-Transfer für uns im Zentrum unserer Bemühungen.

Besuchen Sie unsere Homepage unter www.swiss-surgical-teams.org, wo auch die Jahresrechnung und der Revisionsbericht aufgeschaltet sind.

Das Jahr 2019 ist für die Swiss Surgical Teams eigentlich ein Jubiläumsjahr: 1998 wurden sie gegründet, 1999 fand der erste Einsatz in der Mongolei statt. Bewusst wurde auf eine Feier verzichtet.

Umso mehr waren wir im Verein selber mit einer grossen Reorganisation beschäftigt. Wir wollten nämlich im 2020 die ZEWO-Zertifizierung erreichen. Die vielfältigen Vorgaben verlangten unter anderem eine Entflechtung zwischen der Stiftung Jürg Ammann und dem Verein SST. In der Leitung des Vereins musste zudem eine zweistufige Leitung eingeführt werden. Dies wurde mit einem Präsidium und einer Geschäftsleitung bewerkstelligt. Eine personelle Entflechtung beider Gremien war ebenfalls gefordert. Anlässlich einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung am 6. Juli 2019 wurden die neuen Statuten angenommen und gleichzeitig die Wahlen in die neuen Gremien abgehalten. Im Präsidium wurden Dr. med. André Rotzer zum Präsidenten gewählt, Dr. med. Jörg Wydler zum Vizepräsidenten und Ressort Medizinisches Qualitätsmanagement, Frau Karin Schaer mit dem Ressort Rechnungswesen, Frau lic. phil. Beatrice Augstburger mit dem Ressort Marketing und Homepage und Herr lic. iur. Thomas Perler mit dem Ressort Recht. In der Geschäftsleitung sitzen alle, die mit dem operativen Geschäft zu tun haben, insbesondere alle Projektleiter: Dr. med. Georg Liesch (Leitung), Dr. med. Jürg Bärtschi, Frau Brigitte Fritschi, Herr Urs Graber, Dr. med. Andrej Isaak, Dr. med. André Kind, Dr. med. Sebastian Mayer, Dr. med. Peter Sandera, Dr. med. Martin Walliser und PD Dr. med. Edward Wight. Unverzüglich nach der ausserordentlichen Mitgliederversammlung wurde die Arbeit durch die beiden Gremien aufgenommen.

2019 konnten wir wieder Stipendiaten bei uns in der Schweiz begrüssen: Dr Hasanbek (Khorog) war sechs Monate im Waid- und Triemlispital. Dr. Faruhk ist für zwölf Monate am USB in Basel. Zusätzlich Im Herbst 2019 kam dann noch Dr. Intizor für 6 Monate, ebenfalls nach Basel.

Aussichten 2020:

  • Alle Projekte sollen auch im 2020 weitergeführt werden.
  • In Tadjikistan steht ein neuer Vertrag mit der Regierung 2021 an.
  • In Tansania wird vorläufig nur das Projekt Frauenheilkunde und Geburtshilfe weitergeführt. Das chirurgische Projekt wird sistiert.
  • Im Südpazifik wird das Projekt mit mehr SST-Teammitgliedern ausgeweitet.
  • Angestrebt wird eine ZEWO-Zertifizierung.
  • Die Homepage wird überarbeitet und neu gestaltet.

Projekte 2019:

Bezüglich der Einsätze war 2019 wiederum ein erfolgreiches Jahr. Hier nun die einzelnen, zum Teil gekürzten Projektberichte der Projektleiter:

Projekt Tajikistan (Jürg Bärtschi, Projektleiter Tajikistan)

In diesem Jahr führten die Swiss Surgical Teams erneut zwei Einsätze im Frühling und Herbst durch, an welchen 50 Teammitglieder während total 108 Wochen teilnahmen. Die Bedingungen wie die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium, der Aga-Khan-Foundation und dem DEZA-Büro haben sich nicht verändert. Mit dem Gesundheitsministerium fanden nach beiden Einsätzen Treffen statt, wo über den Stand der Arbeiten berichtet und aktuelle Probleme und ihre möglichen Lösungen diskutiert werden konnten. Es fanden auch schon erste Gespräche zur Weiterführung des 2021 auslaufenden Vertrages statt. Von Seiten der SST werden sicher die Bedingungen diskutiert werden müssen, welche wir bei einer Vertragsverlängerung vorlegen werden.

Die Einsätze waren insgesamt sehr erfolgreich und alle Teammitglieder haben sehr motiviert und mit viel Einsatzwillen teilgenommen. Einige Meilensteine konnten erreicht werden, welche einzeln erwähnt werden sollen:

  • Einführung von Alkohol zur Händedesinfektion Karabolo-Spital: Die von uns mitgebrachten Flaschen waren im ganzen Spital vorhanden und waren mit selbst nach dem WHO-Rezept hergestellten Alkohol gefüllt. Es konnten zusätzlich Instruktionen in “clean hands, surgical hand disinfection, cloving and gowning” für Ärzte und OP- Pflegepersonen durchgeführt werden, an welchen über 120 Personen teilnahmen.
  • Nach einigen Jahren der Vorbereitung war im Oktober das erste Neurochirurgie- Team im Einsatz. Nach etwas harzigem Beginn blühte die Zusammenarbeit sehr rasch auf. Die Anwendung der Mayfield-Fixation und das Operieren mit dem Mikroskop wurden instruiert und beides wird seither routinemässig angewendet. Die Neurochirurgen stehen seither in fast täglichem Kontakt und es werden viele Fälle vorgestellt und diskutiert.
  • Dank einer Spende der „International Emergency Care Foundation“ in einem Wert von über 300'000 CHF konnten unter anderem zwei komplett unabhängige Anästhesiearbeitsplätze geschaffen werden, bei welchen kontinuierlich Sauerstoff zur Verfügung steht. Nach der Einführung der neuen Geräte wurden diese gut gepflegt und Sauerstoff wurde für alle Allgemeinanästhesien angewendet. Leider wurden aber die Prozesse bisher nicht angepasst, so dass immer noch die Mehrheit der Patienten vor allem bei Notfalleingriffen unter nicht akzeptablen Bedingungen in anderen OP-Sälen durchgeführt wird.
  • Nach mehreren Einsätzen in Dangara wurde der Workshop zum ersten Mal in Qabodiyon durchgeführt, einem Ort im Süden und nahe der afghanischen Grenze. Neben dem Laparoskopietraining wurde in diesem Workshop auch ein Nähkurs angeboten sowie viel Basiswissen theoretisch und praktisch trainiert.

Einsatzorte und Projekte:

  • Khorog (P. Sandera, A. Rotzer und Team)

Am Einsatz im Spital im Pamir nahmen im Mai und September neben Chirurgen, Anästhesisten und OP-Pflegepersonal auch eine Urologin, ein Radiologe und ein Techniker teil. Nach Eröffnung des neuen Aga Khan Medical Centers (AKMC) sind die beiden erfahrensten Chirurgen dorthin abgewandert. Bei einigen Chirurgen konnten aber Verbesserungen festgestellt werden. Eingriffe wie Operationen an den Venen, Schilddrüsenoperationen und laparoskopische Gallenblasenoperationen können problemlos selbständig durchgeführt werden. Nach wie vor bestehen aber gravierende Defizite in der Organisation, der interdisziplinären Zusammenarbeit aber auch in den medizinischen Prozessen. Ebenfalls muss die Zusammenarbeit zwischen dem Khorog General Hospital und dem AKMC besser geregelt werden.

  • Qabodiyon (G. Liesch, S. Mayer und Team)

Im Spital in Qabodiyon fand im April der 1. Workshop statt, an welchem drei Chirurgen, zwei Anästhesistinnen und eine OP-Fachfrau und zwei Medizin-Techniker von den SST teilnahmen. Neben dem Laparoskopietraining wurden Fortbildungen zu den häufigsten Operationen, zu Hygiene, Antibiotika- und Flüssigkeitstherapie und anästhesiologischen Grundlagen ua. angeboten. Total nahmen 16 Chirurgen, 10 Anästhesisten und Fachmänner Anästhesie und 10 Operationsfachfrauen und –männer am zweiwöchigen Training teil.

  • Republican Oncological Center Dushanbe
    • Gynäkologie (E. Wight): Es fand ein Einsatz im Herbst statt, bei welchem vor allem Schulungen der Diagnostik, Indikationsstellung und Therapie des Mammacarcinoms durchgeführt wurden. Zusammen mit der Viszeralchirurgie wurde erneut ein Tumorboard durchgeführt. Für die dauernde Implementierung dieses Tumorboards wurde ein Vorschlag eines Organigramms für die Verantwortlichen des Spitals und für den Gesundheitsminister abgegeben.
       
    • Viszeralchirurgie (J. Wydler und Team): Beim Einsatz im Herbst lag der Schwerpunkt auf der Überzeugung der Schlüsselpersonen bezüglich der Wichtigkeit des Tumorboards. Nach vielen Diskussionen konnten beim zweiten Board einige Verbesserungen umgesetzt werden. Erneut wurde am National Cancer Congress ein Referat zu „Modern Therapy of Colorectal Cancer“ gehalten. Ein Problem bleibt die niedrige Anzahl von Primärfällen in der Colorectal-Chirurgie sowie die Abwanderung von bisherigen Colorectal-Chirurgen.
       
    • Thoraxchirurgie (R. Schmid und Team): Aufgrund einer Erkrankung konnte dieses Team im Jahr 2019 keinen Einsatz durchführen.
       
  • Republican Medical Center Karabolo
    • Interventionelle Schmerztherapie (Th. Böhlen): In bisher vier Einsätzen wurden verschiedene Verfahren der interventionellen Schmerztherapie instruiert. Die von uns ausgebildete Ärztin konnte nach der Geburt wieder mitarbeiten. Die Behandlungen finden jetzt im OP-Bereich der Neurochirurgie im Karabolo-Spital statt, von welchen neu ebenfalls ein Arzt ausgebildet wird.
       
    • Kinderchirurgie (A. Dietl, D. Aronson, M. Horst, J. Elfgen, B. Fritschi und Team): Die Einsätze sind immer sehr gut vorbereitet. Das Team schickt jeweils einen ausführlichen Brief an Prof. Sultonov, in welchem die Schwerpunkte des nächsten Einsatzes ausgeführt werden. Diese beinhalten zum Beispiel die strukturierte Patientenvorstellung, die Erstellung eines verbindlichen OP-Programms und Falldiskussionen. Die Zusammenarbeit entwickelt sich nach der jahrelangen Zusammenarbeit immer noch weiter, aber es bleiben nach wie vor sehr viele Themen, an welchen weiterhin kontinuierlich gearbeitet werden muss. Problematisch ist nach wie vor, dass die Anästhesie nicht zweimal jährlich unterstützt werden kann und dass bisher niemand gewonnen werden kann, um Verbesserungen in der postoperativen Phase umzusetzen.
       
    • Neurochirurgie (A. Lukes, T. Menovsky und Team): Der erstmalige Einsatz wurde zur Evaluation einer allfälligen weiteren Kooperation durchgeführt. Die Bereitschaft von beiden Seiten scheint sehr gross und dieses Projekt wird vorerst weitergeführt. Augenfällig wurde das Problem der Anästhesie am Karabolo. Die Anästhesieärzte rotieren in mehrmonatigen Zyklen auf dieser Abteilung, so dass Teachingvon einzelnen Anästhesisten praktisch keinen Sinn macht. Das wäre aber dringend nötig, da wesentliche Probleme beim Einsatz von Sauerstoff und beim Monitoring bestehen.
       
  • Stand des Tajikistan-Projektes
    • Die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium und den einzelnen Spitälern und Abteilungen ist nach wie vor sehr gut. Wir werden überall unterstützt und die Motivation scheint überwiegend vorhanden zu sein. Es sind auch überall kleinere oder grössere Verbesserungen zu beobachten.
       
    • Der Vertrag mit dem Gesundheitsministerium läuft im Jahr 2021 aus. Es gibt viele Punkte, bei welchen die Fortschritte von der tajikischen Seite aus unserer Sicht ungenügend sind. Wir haben gegenüber dem Gesundheitsminister bereits einige Punkte angesprochen, von welchen wir eine Verlängerung des Vertrages abhängig machen werden bzw. bei welchen wir nun eine sichtbare Verbesserung erwarten.
       
    • In allen Projekten gibt es nach wie vor ein grosses Verbesserungspotential. Die wirtschaftliche Situation des Landes aber auch der einzelnen Akteure werden auch in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen, welche die SST nicht oder nur sehr bedingt beeinflussen können.

Projekt Tansania (André Kind, Projektleiter Tansania)

Zum 8. Mal war ab 23. Mai 2019 ein Team der Universitäts-Frauenklinik Basel (USB) unter der Leitung von Frau Prof. Irene Hösli in Tabora. Die ärztlichen Teammitglieder waren zwei Wochen im Kitete Spital, während die Hebammen 3 Wochen vor Ort blieben.

Zeitgleich waren Dr. André Rotzer, Präsident der Swiss Surgical Teams (SST), Dr. Jörg Wydler, Vizepräsident der SST und Dr. André Kind, Mitglied der Geschäftsleitung der SST und Kooperationsleiter USB-Tabora für eine Woche in Tabora, um die Zusammenarbeit mit der Abteilung für Chirurgie am Kitete Spital zu evaluieren.

Ebenfalls zeitgleich hat Prof. Albert Urwyler (ehem. stv. Chefarzt der Anästhesie USB, Dekan der Medizinischen Fakultät), eine Fortbildung für Anästhesietechniker der Region Tabora abgehalten.

Am Ende des dreiwöchigen Arbeitsaufenthaltes der Hebammen in Tabora sind 2 Hebammen vom Kitete Spital mit in die Schweiz gekommen. Aimbora Silaa und Loveness Banda waren insgesamt 3 Monate in der Schweiz um unser Gesundheitswesen und unser Spital kennenzulernen. Schwerpunkte: Hygiene, Betreuung von Patientinnen, Dokumentation und Übergabe im Team.

Vom 27. Oktober bis 10. November (9. Einsatz) war ein Team der Frauenklinik USB unter der Leitung von Dr. André Kind am Kitete Spital. Erstmals war Dr. Brigitte Frey Tirri, Chefärztin der Frauenklinik des Kantonsspitals Baselland mit dabei.

Für die Frauenklinik verbessern sich die Rahmenbedingungen. Durch ein neues Managementteam mit dem neuen Hospital Direktor Dr. Waziri wurden die Organisation, aber auch die Verantwortlichkeiten mit Rechten und Pflichten aller Mitarbeitenden im Spital klargestellt. Damit sind die Aufgaben nun für alle klar. Zusätzlich gibt es jetzt neu in der Abteilung für Innere Medizin und in der Radiologie einen Facharzt.

Der Schwerpunkt der Zusammenarbeit bleibt die Aus- und Weiterbildung des medizinischen Personals vor Ort: Wir haben inzwischen standardisierte Theorieblöcke entwickelt, machen „bedside-teaching“, Simulationen geburtshilflicher Notfallsituationen und die Neugeboren-Wiederbelebung. Praktische Übungen zur Vakuumentbindung, assistieren bei Kaiserschnittoperationen und schwierigen gynäkologischen Operationen sowie das führen gemeinsamer gynäkologischer Sprechstunden.

In den letzten Jahren haben wir eine zunehmende Verbesserung im Umgang mit den häufigsten geburtshilflichen Notfallsituationen und eine deutliche Verbesserung in organisatorischen Belangen gesehen. Notfallsituationen werden inzwischen als Teamarbeit den Richtlinien folgend behandelt. Dies hat einen wirklichen Einfluss auf die Müttersterblichkeit, die in den letzten Jahren am Kitete Spital erheblich gesunken ist.

Dazu beigetragen hat auch ein engagiertes Hospital Managementteam und ein sehr motivierter umsichtiger Leiter der Pharmazie, der dafür sorgt, dass es kaum noch Mangel an etablierten essentiellen Medikamenten und Verbrauchsgegenständen gibt.

Bei den Ultraschall-Kursen waren auch 2019 wieder 7 unserer ÄrztInnen und Hebammen dabei. Neben den Routineschalluntersuchungen sehen wir v.a. in Notfallsituationen im Gebärsaal, dass jetzt gezielt die richtige Massnahmen getroffen werden können und nicht «blind» wie zuvor.

Seit Juli 2017 gibt es in der Abteilung für Frauenheilkunde mit 6500 Geburten/Jahr leider keinen einzigen Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe. Es sind im Moment nur drei junge Ärzte in der Frauenklinik, die inzwischen zwar 1 Jahr mehr Erfahrung haben aber ohne Supervision.

Die Medizintechniker im Team reparieren zahlreiche medizinische Geräte wie Sauerstoffkonzentratoren, Blutdruckmessgeräte und Neugeborenen-Reanimations-einheiten, aber auch defekte Türen und Fenster. Die Wartung von einigen Geräten durch die Tansanischen Kollegen vor Ort alleine funktioniert inzwischen. Wir habenAmbokile Mbuki, einem jungen motivierten Mann im Team des Kitetespitals ausgewählt eine Grundausbildung in Medizintechnik (Programme of Biomedical quipment Engineering) in Arusha am Technical College zu absolvieren.

Chirurgischer Teil der Kooperation

Nach vielen negativen Vorkommnissen musste 2018 die Zusammenarbeit im Bereich Chirurgie eingefroren werden. Bei der Evaluation der chirurgischen Abteilung im Mai 2019 waren die Zustände vor Ort weiterhin nicht so, wie erhofft und erwartet. Daraufhin wurden mit Dr Martine, dem Chefarzt der Chirurgie, und dem Hospital Management Team einige Zielvereinbarungen getroffen, die bis Oktober 2019 erreicht werden sollten. Leider wurde keine dieser Vereinbarungen angegangen bzw erreicht, so dass das SST sich jetzt entschieden hat, die Zusammenarbeit mit der Chirurgie des Kitete Spitals auszusetzen. Die SST werden aber die Zusammenarbeit mit der Frauenklinik und Medizintechnik fortsetzen.

Projekt Südpazifik (Martin Walliser, Projektleiter Südpazifik)

Das diesjährige Projekt fand erstmals mit vier SST-Teilnehmern statt und in verschiedenen Spitälern:

Dr. med. Martin Walliser und Dr. med. Philipp Stillhard im Angau Memorial Hospital Lae vom 3.-9. Juni, Dr. med. Philipp Stillhard und Dr. med. Omar Ismail im Boka Hospital vom 10.-16. Juni, Dr. med. Martin Walliser und Dr. med. Samuel Haupt im Kundiava Hospital vom 10.-16. Juni, Dr. med. Philipp Stillhard und Dr. med. Omar Ismail im Nunga Hospital vom 17.-26. Juni und Dr. med. Martin Walliser und Dr. med. Samuel Haupt im Kavieng Hospital vom 17.-26. Juni.

Ziele der Mission 2019

Eine Fortsetzung des SIGN Programms von Dr. Steven James im Angau Memorial Hospital in Lae war geplant durchgeführt von Dr. Walliser und Dr. Stillhard. Die darauffolgenden Visitationen wurden als 2er-Teams geplant mit dem Ziel, vermehrt Orthopäden/Traumatologen aus den SST, für zukünftige Missionen einzuführen.

1: Walliser / Stillhard: Angau Memorial Hospital Lae, Morobe Province, 3.-9. Juni 2019

Nach der Ankunft im Spital wurde zuerst ein Programm für die folgende Woche definiert. Probleme traten auf in der Radiologie, so dass nicht einmal einfache Untersuchungen durchgeführt warden konnten. Auch bei den OP-Kapazitäten traten Probleme auf, so dass schliesslich 2 SIGN-Nägel implantiert werden konnten, neben einigen kleineren Operationen. Verglichen mit dem Vorjahr, konnten Fortschritte erkannt warden auf den Abteilungen und in der täglichen Routine. Das Management von offenen Frakturen ist auch verbessert, wobei einige Patienten mit einem Fixateur extern versorgt wurden in modularer Technik mit guten Resultaten.

Die neuen Gebäude schreiten planmässig fort und der neue CEO scheint die Bedürfnisse des medizinischen Personals zu verstehen. In 3 Jahren ist die Akkreditierung als australisches Ausbildungsspital geplant und damit auch für die Ausbildungen in Modulen und praktischer Ausbildung.

2: Walliser / Haupt: Kundiava General Hospital, Chimbu Province, 10.–16. Juni 2019

Es konnten einige Operationen wie Verplattungen und Kinderfrakturen und Weichteiloperationen durchgeführt werden.

Es findet ein täglicher morgendlicher Übergaberapport auf den Abteilungen statt mit Ärzten, Physiotherapeuten und Chef-Krankenschwestern. Danach Visiten auf der IPS, sowie Hauptvisiten an 3 Tagen die Woche, wo ausgedehntere Besprechungen und Diskussionen der Fälle stattfinden. Ambulante Patienten kommen an 2 Nachmittagen, wo dann auch Indikatioenen für Operationen und deren Planung durchgeführt warden.

Das tägliche Assistieren von verschiedenen Osteosynthesetechniken war der Hauptteil unserer Arbeit. Reorganisation von Implantationssets und Instrumenten waren ebenfalls zeitintensiv. Zudem wurde die PIOA (Pacific Island Orthopedic Association)-Database installiert und instruiert, vor allem bezüglich Backup und Sicherheit.

3: Stillhard / Ismail: Buka General Hospital, Bougainville Province, 10.–17. Juni 2019

Buka liegt im Ostteil von Papua New Guinea. Das Spital versorgt etwa 300’000 Einwohner und wurde nun zum ersten Mal vom SST besucht. Die chirurgische Abteilung hat 36 Betten und 2 OP-Räume.

Basisinstrumente sind in gutter Qualität vorhanden. Was fehlt ist ein Durchleuchtungsapparat und Nägel für die Osteosynthesen. Röntgen, Ultraschall und sogar ein CT sind vorhanden.

Visiten, Bedside Teaching und Falldiskussionen, preoperative Planung und Operationen sind tägliche Routine. Das Hauptziel der Visite war die Evaluation und eventuelle Optimierung der Hauptprinzipien von Traumata und Frakturen, inclusive der Instruktion des OP-Personals.

Die häufigsten Spitalaufnahmen finden wegen offenen Frakturen statt mit Weichteilproblemen und Infektionen. Offene Reposition und Verplattung sind die häufigsten Methoden. Leider werden auch oft Sehnenläsionen nicht behandelt. Zudem fehlt es oft an wiederholten Débridements bei infizierten Wunden.

Eine vermehrte Instrumenten- und Implatationsmaterialauswhl, sauberes Arbeiten und ein motiviertes Team sind bei der grossen Patientenzahl unabdingbar. Giedlines und Trainings, sowie Antibiotikaregimes sind ein zukünftiges Ziel, um Verbesserungen herbeizuführen.

4: Walliser / Haupt: Kavieng Hospital, New Ireland Province: 17.–27. Juni 2019

Osteosynthesematerialist vorhanden, aber leider keine Durchleuchtung oder intraoperatives Röntgen möglich. Das OP-Team ist motiviert, so dass bis in die Nacht hinein operiert werden kann. Deshalb konnten auch viele Operationen gemeinsam durchgeführt werden.
 

Die Situation der Chirurgen in diesem Spital ist schwierig. 2 Assistenzärzte betreuen die Patienten. Der Chefchirurge ist im Moment abwesend wegen nicht genau kommunizierten internen Problemen. Dies bedeutet eine enorme Belastung des Personals mit Anwesenheiten und Diensten. Die Notfallstation ist im Moment reduziert wegen eines Neubaus für die nächsten Monate. Deshalb wurde unsere Arbeit auf das absolut notwenige reduziert in der Behandlung und bei Operationen.

5: Stillhard / Ismail: Nonga Hospital Rabaul, New Britain Province, 17.–27. Juni 2019

Diese Visite war nach bereits 2 früheren Besuchen gedacht als Fortsetzung und weiteres Training speziell bei Plattenosteosynthesen.. Wie bei den früheren Besuchen fanden tägliche Visiten und Operationen als Routine statt. Es wurde ein Vortrag gehalten über die Wichtigkeit der klinischen Untersuchung und das Teamwork, speziell im OP. Es hat ca. 60 Betten und 2 Operationsräume, wie früher. . Instrumente und Implatationsmaterial sind in guter Qualität vorhanden. Neu gibt es ein mikrobiologisches Labor. Es gibt viele Vorderarmfrakturen mit grossen Weichteilschäden (Sehnen, Gefässe, Nerven), meist verursacht durch Buschmesser. Das Beste wurde bei der Versorgung versucht.

Das Spital versorgt eine grosse Population und ist dehalb wichtig bei weiteren Ausbildungseinsätzen, speziell in der chirurgischen Technik und in der Implementierung von Standards und Guidelines.